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Weg frei für die barrierefreie Mobilität

Virginia Grossek setzt sich mit Leidenschaft für die barrierefreie Benutzung des ÖPNV ein und verantwortet seit über sechs Jahren den Bereich Mobilität & Verkehr bei der Agentur Barrierefrei NRW.

Bei welchem Meilenstein befinden wir uns derzeit auf dem Weg in eine barrierefreie Mobilität?

Virginia Grossek: Ich denke, dass beispielsweise der Einsatz von sogenannten Niederflurbussen, also von Bussen, die barrierefrei zugänglich sind, schon recht hoch ist und auf ganz NRW bezogen bei 96 Prozent liegt. Das ist schon gut. Allerdings ist beispielsweise das Zusammenspiel zwischen barrierefreiem Bus und barrierefreier Haltestelle noch ausbaufähig und auch die Informationen dazu sind nicht überall verfügbar.

Bitte erörtern Sie diese Situation.

Virginia Grossek: Nun, häufig können Reisende nicht alle Informationen bezogen auf eine Haltestelle oder eine Bustour digital abrufen. Sie erfahren nicht zuverlässig, ob die nächste Haltestelle barrierefrei ist, oder ob der als defekt angezeigte Aufzug in der App nicht doch schon repariert worden ist. Da fehlt es an Echtzeitinformationen, die Reisende vor, während und auch nach der Fahrt schnell und zuverlässig abrufen können. Als Mensch, der einen barrierefreien Zugang benötigt, weil er im Rollstuhl sitzt, geheingeschränkt ist oder einen Kinderwagen mit sich führt, sind das absolut wichtige Informationen.

Wie können konkrete Lösungen für eine barrierefreie Mobilität aussehen?

Virginia Grossek: Da gibt es schon einige Ansätze und unterschiedliche Akteure, um zum Beispiel die Digitalisierung im ÖPNV weiter voran zu treiben. Als Mitarbeiterin der Agentur Barrierefrei NRW versuche ich, alle wesentlichen Entwicklungen im Überblick zu behalten, Stellung dazu zu nehmen, zu vermitteln und Erkenntnisse anderen involvierten Arbeitsgruppen zur Verfügung zu stellen. Zielführend ist in jedem Fall, digitale Reise-Profile von Verkehrs-Apps individueller zu gestalten. Nur so kann ich als Reisende genau wissen, welcher Bus, welche Bahn, welcher Haltepunkt für mich der optimalste ist. Dabei müssen diese Informationen über Barrierefreiheit an sich auch barrierefrei verfügbar sein, damit sie beispielsweise sehbehinderte Menschen lesen können. Und natürlich spielen der Preis, die Pünktlichkeit und Qualität im ÖPNV auch eine wichtige Rolle.

Seit sechs Jahren arbeiten Sie als ausgebildete Bauingenieurin mit dem Schwerpunkt Verkehrswesen im Bereich Mobilität & Verkehr. Was hat sich in dieser Zeit im Verkehrssektor verändert?

Virginia Grossek: E-Roller haben unsere Innenstädte erobert, was teilweise für heftigen Ärger sorgt, da sie überall abgestellt werden können und so zu potenziellen Stolperfallen werden. Darüber hinaus nehme ich auch ein gesellschaftliches wie verkehrspolitisches Umdenken wahr. Der Fuß- wie Radverkehr werden als eigene Mobilitätsarten anerkannt und gestärkt, indem man bei Straßenplanungen von Anfang an diese Verkehrsteilnehmer mit ausreichendem Platzbedarf berücksichtigt. Das ist eine gute und enorme Veränderung.

Wie stellen Sie sich die Mobilität in 20 Jahren vor?

Virginia Grossek: Ich würde mir wünschen, wenn es in den Innenstädten weniger KFZ-Verkehr gäbe und dafür mehr Freiraum für Menschen. Das würde unseren Alltag entspannen und zur mehr Aufenthaltsqualität und Barrierefreiheit führen.

 

-- aus unserem Newsletter Mai 2023 --

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